Baphomets Fluch - The Director's Cut
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Baphomets Fluch - The Director's Cut -
Review vom 09.06.2009
Einige Zuschauerreaktionen: „M-moment mal, das soll doch nicht schon alles sein!?“ - „Manipulation, man sieht die wichtigen und 'interessanten' Stellen gar nicht!“ - „Bahnhof? Ich kapier... das Ende nicht...“
Wenn ein Film (oder aktuell ein Spiel) bereits erschient, aber laut bestimmter Aussagen noch nicht perfekt ausgereift oder ausbaufähig ist, greift oftmals der Director zur sinnbildlichen Schere. Heutzutage erlebt man deshalb immer wieder, dass eine optimierte Director's Cut-Version dem DVD- oder Kino-Original vorgezogen wird. Während „Der Schuh des Manitu“ z.B. mit zusätzlichen Szenen gestreckt wurde, verbesserte man in „Alien“ die Sound- und Bildqualität. Doch was hat das mit unserem heutigen Testbericht zu tun?
Ein Blick auf den hinzugefügten Untertitel in „Baphomets Fluch - The Director's Cut“ verrät, dass auch Ubisofts DS-Umsetzung inhaltlich eigentlich zum alten Eisen gehört. Rund zehn Jahre sind seit der Veröffentlichung des Computer-Adventures verstrichen, das sich mit dem Mysterium der Tempelritter in heutiger Zeit beschäftigt. Nach der GBA-Auflage von 2002 hat sich Charles Cecil erneut seinem kleinen Meisterwerk gewidmet und für Wii und DS noch einmal seine Programmierer an den Schreibtisch befohlen.
An welchen Stellen wurden Elemente abgeschnitten, wo frisches Material angeklebt? Und lohnt die Genre-Wiederkehr auch für Kenner des unterhaltsamen Originals? Finden wir's heraus!
Paris sehen und sterben.
Das Abenteuer beginnt nicht wie das PC-Original in einem Pariser Café, in dem ein Killer im Clowns-Kostüm gerade eine Bombe hochgehen lässt. Stattdessen startet ihr mit der flotten Journalistin Nicole Collard, die den berühmten Politiker Pierre Carchon interviewen soll. In der ersten Hälfte des Spiels schlüpft man zwischendurch immer wieder für ein paar Abschnitte in Nicos pfirsichweiche Haut, um der dazugedichteten Nebenhandlung nachzugehen. Besonders ausufernd war die Frischekur allerdings nicht, denn lediglich etwa eine Stunde ist an zusätzlicher Spielzeit zu investieren. Das Motiv für Nicole: Warum musste Carchon sterben, und was wollte er ihr mitteilen? Was hat ihr Vater mit der ganzen Aufregung zu tun, der doch schon jahrelang tot ist? In gewohnt guter Point & Click-Manier sammelt ihr auch hier allerhand Gegenstände ein, etwirrt Schieberätsel und sprecht mit zwielichtigen Gestalten. Eine reibungslose Steuerung ermöglicht der Touchscreen, der die letzte Handheld-Portierung auf dem GBA selbstverständlich um Längen schlägt.
Die komplexe Verschwörungsgeschichte rund um den Templerorden, verschollen geglaubte Artefakte und eine mächtige Waffe schlägt ein wie ein spannender Thriller - vorausgesetzt natürlich, man kennt die Verknüpfungen der Story noch nicht. Dabei helft ihr George Stobbart in einem Reise-Marathon über Irland, Sirien und Spanien, altertümliche Geheimnisse zu lüften und den „Bösen“ das Handwerk zu legen. Zahlreiche für das Handlungsverständnis relevante Charaktere begegnen euch nämlich auf diesen unterschiedlichen Reise-Etappen. Wem kann man trauen, wer führt etwas im Schilde!? Zusammen mit simplen Touchscreen- und vielen Inventar-Rätseln wird auf dieser Grundlage die Motivation geschaffen, genaueres herauszufinden.
Einige Rätsel-Situationen wiederholen sich: Beispielsweise muss George zweimal eine Gips-Kopie wichtiger Schlüsselobjekte herstellen, mehrere Male steigt ihr zudem in die Kanalisation herab oder besucht zentrale Einrichtungen in Paris. Das tut dem Adventure-Genuss allerdings keinen Abbruch! Gerade, dass ihr an einst interessante Orte wie das Museum zurückkehren müsst, charakterisiert den durchdachten Spielaufbau.
Steuerung:
George und Nico folgen brav eurem übers DS-Genre regierenden Stylus. Zwar sparte man sich innovative Zeichen-Einsätze oder Geschicklichkeitsspielchen auf dem Touchscreen, die klassische Point & Click-Mechanik stellt sich aber als nahezu perfektioniert heraus. Auch an den abkürzbaren Laufwegen können sich andere Portierungen eine Scheibe abschneiden - ihr berührt einfach die auf den Ausgang weisende Hand, und schon wechselt das Geschehen zum nächsten Bildabschnitt. Und der Director's Cut-Anteil, also die Erkundungstouren Nicoles? Auch hier macht die Steuerung keine Macken - die so sehr angepriesenen Touchscreen-Einlagen kommen allerdings eher selten zum Einsatz.
Grafik:
Während sich Monsieur Stobbart auf der Wii noch über sein verpixeltes Äußeres ärgern muss, löst diese Tatsache auf dem schnuckligen DS-Bildschirm weniger Augenschmerzen aus - das fällt dort nämlich kaum negativ auf. Die schönen Hintergründe hingegen, vom sonnigen Paris bis ins dörfliche Nordirland, zeigen die Spielwelt immer noch als wunderbar detailverliebt. Neu, wenn auch nicht neumodisch: Auf dem Topscreen wird ein Standbild des aktuellen Handlungsortes anzeigt, beispielsweise die romantische Pariser Dächerlandschaft. Zum Schluss richten wir den Grafik-Fokus einmal auf die geschnippelte Fassung: Die neuen Spielabschnitte, in denen Nico das Anwesen eines wohlhabenden Politikers durchstöbert, trüben die Bilderbuch-Optik keineswegs. Wie aus einem älteren Zeichentrickfilm wirken die Zwischensequenzen, die unterwegs immer wieder einsetzen - so z.B. das schicke, zur Nintendo-Fassung hinzugefügte Intro.
Sound:
„Sie ziemlich schräge Nuss. Rennen rum, sammeln Zeugs.“ sagt der fernöstliche Taxifahrer Ultar, als wir ihm mit einem stibitzten Handtuch vor der Nase herumwedeln... Zu schade, dass die einst genial vertonten Charaktere (betrunkene Sportfans, strenge Krankenschwestern usw.) in der DS-Fassung nicht zu Geltung kommen können. Denn Sprachausgabe (wie in der Wii-Fassung) existiert quasi gar nicht, weder in Zwischensequenzen, noch als Kostprobe von den Hauptcharakteren - okay, dafür muss man sich wenigstens nicht mit einer suboptimalen Sound-Qualität wie in „Ankh – Der Fluch des Skarabäenkönigs“ zufrieden geben. Dass aber die vom Orchester eingespielten Musiksequenzen, die „Baphomets Fluch“ eine ungeheure Dichte und eine ausgefeilte Spannungskurve verleihen, nun lediglich als Midi-Sounds daherdümpeln, stößt weniger auf das Verständnis des Testers. Trotzdem: Wenn man das klanglich bessere Original nicht kennt, gefällt der Soundtrack schon ziemlich.
Features:
Auch an besonderen Merkmalen und Geheimnissen hat der „Director“ ein paar Sachen eingestreut: Habt ihr die mordsmäßige Geschichte beendet, stehen euch Artworks, Konzeptzeichnungen und Fotos des Teams zur Verfügung. Auch ein kleiner Kommentar von Charles Cecil versprüht einen Hauch von Melancholie. Offiziell liegt der Schwerpunkt des Nintendo-Remakes auf den neuen Spielabschnitten, die -wie bereits erwähnt- jedoch nur 10% des Titels ausmachen und dahingehend eine Gesamtspielzeit von etwa 12 Stunden ergeben. Das neue Hilfe-Feature ist fast zuviel des Guten: Während bei den beiden „Geheimakte“-Adventures lediglich ein einziger Tipp eingeholt werden kann, dürft ihr hier drei verschiedene Ratschläge anhören, wobei letzterer die Lösung quasi auf dem Silbertablett bereithält. Das führt natürlich schnell in Verführung und manipuliert mitunter den Spielfluss.
Fazit:
Kein Fluch, sondern ein Segen! Der Adventure-Hunger derjenigen Handheld-Besitzer, die sich mit „Der letzte König von Afrika“ und „Syberia DS“ über das Winterloch hungerten, ist schlussendlich gestillt. Ubisoft sei Dank! „Baphomets Fluch - The Dircetor’s Cut“ erzählt auch nach Jahren und vielen Fortsetzungen gekonnt, wie unser Protagonisten-Pärchen den Templern auf die Schliche, und sich nebenbei näher kam. Okay, wer unbedingt 'fluchen' muss: Der neue Handlungsstrang ist trotz logischer Implementation recht kurz geraten, außerdem fielen zahlreiche Hot-Spots der „Schere der Neuzeit“ zum Opfer. Insgesamt schlendert der Schwierigkeitsgrad der Point & Click-Odyssey etwas zu seicht dahin, was auch an den zahlreichen Hilfestellungen liegt. Schade, dass man somit dem ansonsten solide umgesetzten Inhalt den Substanzhahn abdreht! Die Technik stimmt jedenfalls, auch wenn Sprachausgabe den Charakteren natürlich mehr Witz gegeben hätte. Zusammengefasst sei nochmal erwähnt, dass Kenner der Originals sich von der ersten Sekunde an an rosige Adventure-Zeiten erinnern werden, allerdings auch keine großartigen Umstrukturierungen erwarten brauchen.
Sehnt sich nach weiteren DS-Abenteuern Stobberts und Collards: Jakob Nützler [Miroque] für PlanetDS.de
Vielen Dank an Ubisoft für die freundliche Bereitstellung des Testmusters.
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Details
Spielname:
Baphomets Fluch - The Director's Cut
Publisher:
Ubisoft
Developer:
Revolution Software
Genre:
Adventure
Release:
19.03.2009 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
Screenshots:
 ScreenViewer öffnen (3)
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