Kingdom Hearts Re:coded
- Testbericht
- Bilder (39)
- News & Videos (12)
- User (10)
- Spiel Kaufen
Kingdom Hearts Re:coded -
Review vom 04.01.2011
Wer versucht, die ganze Hintergrundgeschichte von Squares und Disneys „Kingdom Hearts“-Reihe zusammenzupuzzlen, der muss leidensfähig sein. Nicht nur erstreckt sich die Gesamthandlung über mehrere Systeme, sondern auch über verschiedene Bücher, die allerdings praktisch gar nicht den Sprung außerhalb japanischer Landen schaffen. Ähnlich schlecht bestellt sah es um das Handy-Spiel „Kingdom Hearts coded“ aus. Doch Square Enix wäre ja nicht Square Enix, wenn man gerade mal ein Jahr nach Abschluss des acht Episoden langen Titels kein Remake zusammenbasteln würde. Dieses fand seinen Weg auf den DS und damit auch nach Europa. Ob „Kingdom Hearts Re:coded“ die Neugestaltung wert war? Wir haben uns in das Tagebuch von Jiminy Grille gestürzt und liefern euch die Antwort.
Ein Tagebuch voller Bugs
Das „Re:coded“-Kapitel setzt an das Ende von „Kingdom Hearts 2“ an: Beim Durchblättern der alten Tagebücher ist dem Gewissen von Pinocchio und Chronisten Jiminy Grille ein mysteriöser Eintrag ins Auge gestochen: „Ihre Schmerzen werden heilen, wenn ihr zurück zu Hilfe eilet.“ Sich definitiv sicher, diesen Satz nie in das sonst bis auf den Satz „Naminé danken“ leere Büchlein geschrieben zu haben, begibt er sich mit dem Tagebuch zu König Micky, der sogleich auch eine Idee hat, um dem mysteriösen Eintrag auf den Grund zu gehen: Die Chroniken werden digitalisiert und ausgiebig analysiert, da die Erinnerungen des Buches selbst noch intakt, wenngleich unsichtbar seien. Doch so einfach wie erhofft wird der Datenuntersuchungseinsatz nicht: Schwerwiegende Fehler im System machen es unmöglich, den Satz zu entschlüsseln. Deswegen soll nun eine digitale Fassung des großen Schlüsselschwertschwingers und Hauptprotagonisten Sora sich in die Datenwelten begeben und die Bugs beseitigen.
Von da an beginnt euer linearer Trip durch den groben Umriss der Story aus dem ersten „Kingdom Hearts“ - zumindest anfangs. Nachdem ihr durch die Wahl zwischen Schwert, Schild und Zauberstab symbolisch eure generelle Charakterentwicklung bei Levelaufstiegen festgelegt habt, wird euch auf den Inseln des Schicksals der grobe Spielverlauf näher gebracht. Um der Bug-Plage - die übrigens über große, schwarze Blöcke mit roten Linien in der Datenwelt manifestiert ist - Herr zu werden, müsst ihr ihren Ursprung zurückverfolgen. Dazu erfüllt ihr Aufträge für die Bewohner der Welt, um irgendwann endlich vor dem abschließenden, magischen Schlüsselloch der Welt zu stehen.
Fehlerbehebung durch Schlüsselschwertprügelei
Doch der Weg zum Schlüsselloch ist kein einfacher. Während ihr etwa für den „Final Fantasy VII“-Bastler Cid in der Stadt Traverse nach Donald Ducks Neffen Tick, Trick und Track sucht, kann es passieren, dass euer Weiterkommen durch Anomalien verhindert wird - z.B. eine Wand, die anstelle einer Tür zum nächsten Areal vor euch steht. Um derartige Fehler zu beheben, begebt ihr euch auf die Suche nach einer so genannten Hintertür im Programm. Damit ihr auch ja nicht blind das Gebiet absuchen müsst, schaltet sich in solchen Fällen ein spezieller Sensor ein, der ein stetiges Piepen von sich gibt. Wird der Piepton schneller, nähert ihr euch der Hintertür. Und sobald diese gefunden ist, geht der Kampf erst richtig los.
Der Systemkern, der sich hinter den Geheimgängen verbirgt, setzt sich aus einer oder mehreren Ebenen zusammen, die wiederum in eine bestimmte Anzahl von Gebieten unterteilt sind. Ziel eures Ausflugs in das Herz der Datenwelt ist es, korrupte Areale zu säubern. Übersetzt in spielerisches Handwerkzeug bedeutet dies, in den verseuchten Teilen nach bestimmten Gegnern zu suchen und diese zu vertrimmen. In manchen Fällen kann es sich hierbei auch um einen kleinen Boss handeln. Für zusätzliche Spannung und als Anreiz zum geschickten Vorgehen stellt euch das Spiel für jede Ebene auch eine Sonderbedingung. So fordert man von euch etwa, fünf Gegner einzufrieren oder den Ebenenausgang innerhalb eines bestimmten Zeitlimits zu erreichen. Belohnt werdet ihr für das erfolgreiche Einhalten der Bedingungen mit einem Systempunkte-Bonus. Diese, die ihr sonst durch das Vernichten von Herzlosen oder Bugblöcken im Systemkern erhalten könnt, benötigt ihr am Ende eures kleinen Trips in den Kern. Dann nämlich stehen euch verschiedene Upgrades, Kommandos und Items zur Verfügung, die ihr mit den Punkten kaufen müsst.
Enter the Matrix: Sora-Modding für alle Fähigkeitsklassen
Wo wir gerade schon bei Kommandos sind: Das Kampfsystem von „Re:coded“ orientiert sich prinzipiell an dem des PSP-Ablegers „Birth by Sleep“. Ihr stellt euch aus verschiedenen Zaubern, Gebrauchsgegenständen und Spezialangriffen ein Deck zusammen, auf das ihr im Kampf zugreift. Doch Obacht: Nach jedem Einsatz braucht das Kommando eine Weile, bevor es wieder eingesetzt werden kann. Deswegen sollte man mit lebenswichtigen Heilzaubern nicht leichtsinnig um sich werfen. Ihr könnt auch zwei Kommandos zu einem komplett neuen Kommando verschmelzen. Indem ihr etwa einen Wirbelschlag mit dem Feuer-Zauber verknüpft, könnt ihr einen Feuerwirbel entfesseln. Alternativ könnt ihr so den Level eurer Angriffe in die Höhe treiben und damit sowohl ihre Ladegeschwindigkeit als auch Durchschlagskraft erhöhen.
Doch natürlich lassen sich nicht nur die Attacken von Sora im Level steigern. Auch der Held selbst lässt sich vielfältig stärken. Dazu müsst ihr gefundene, am Ende von Systemkern-Herausforderungen gewonnene oder durch Levelaufstiege erhaltene Chips in Soras Status-Matrix einsetzen. Diese erinnert vom Aufbau her an ein großes Brett, über das ihr euch bewegt, indem ihr von Prozessorkernen aus Chips miteinander verkettet. Durch das Vervollständigen der Pfade könnt ihr auch besondere Fähigkeiten und Modifikatoren freischalten - so erhaltet ihr sehr früh die wichtige Ausweichrolle oder könnt, um die Herausforderung und Beute zu steigern, eure maximalen Trefferpunkte prozentual verringern.
Derartige Vorbereitungen sind bitter nötig, gerade in den Bossgefechten, die euch am Ende einer jeden Welt erwarten. Während ihr einen guten Teil dieser Kämpfe so bestreitet wie jedes normale Gefecht auch, fährt „Re:coded“ sonst mit einer kleinen Besonderheit auf. So erwartet euch zum Beispiel eine kleine Jump 'n' Run-Passage im 2D-Stil, an dessen Ende der Bösewicht des Level wartet, oder ihr müsst euch in einem kleinen Shoot'em up à la „Space Harrier“ beweisen. Auf diese Art kommt reichlich Abwechslung in den normalen Action-RPG-Alltag - und diese ist jederzeit gerne willkommen!
Steuerung:
Schon bei „358/2 Days“ war die Kontrolle des Protagonisten etwas gewöhnungsbedürftig. Das hat sich bei „Re:coded“ nicht geändert - auch wenn die Steuerung an sich einige Veränderungen durchgemacht hat. So schaltet ihr nun per gedrückt gehaltener Taste je nach Einstellung entweder mit B und X oder mit dem Steuerkreuz durch euer Kommando-Deck, greift mit der X-Taste selbst auf dieses zurück und fixiert die Kamera per Druck auf die R-Taste hinter Sora. Überhaupt verfügen die Standard-Einstellungen des Spiels über einige merkwürdige Eigenheiten. Der Held springt zum Beispiel automatisch an Rändern von Plattformen und die Kamera behält stets ihre Ausrichtung bei, anstatt den Blickwinkel an die Bewegungen des Charakters anzupassen. Das mag bei den Sprungpassagen praktisch sein, kann jedoch im Kampf irritierend wirken - wobei es da zum Glück noch die Anvisierungsfunktion gibt, mit der ihr eure Gegner immer im Blick behalten könnt. Ein Ausflug ins Optionsmenü sei aber trotzdem direkt nach Spielstart empfohlen.
Grafik:
Auch hier findet sich eine Gemeinsamkeit zu Roxas' Erlebnissen bei der Organisation XIII: „Re:coded“ sieht ohne Zweifel atemberaubend aus, gemessen an den Fähigkeiten des alternden DS. Die Umgebungen sind gelungen von der PlayStation 2 auf Nintendos Handheld übertragen worden und haben dabei lediglich etwas an Größe eingebüßt. Das und die Texturen sind naturgemäß um einiges pixeliger, wenn auch noch detailliert genug, um ansehnlich zu wirken. Und obwohl Square Enix in der Regel den Handlungsverlauf mit Konversationen zwischen Charakterporträts - die immerhin über verschiedene Stimmungen verfügen - erzählt, finden sich auch so einige vorgerenderte Videos auf der DS-Karte. Insgesamt ein rundum ansehnlicher Auftritt.
Sound:
Die Erkennungsmelodien sämtlicher Welten haben den Transfer von der Heimkonsole zum DS wieder einmal gut überstanden. Die Musikstücke sind gelungen und „Kingdom Hearts“-Fans werden sich sofort bei der altbekannten Melodie der Inseln des Schicksals heimisch fühlen. In den animierten Cutscenes des Spiels erklingt auch glasklare und gute englische Sprachausgabe aus den Lautsprechern. Aufgrund der Menge und Länge mancher Szenen bekommt ihr diese auch reichlich zu hören.
Features:
Verglichen mit den anderen Teilen der großen „Kingdom Hearts“-Saga fällt bei „Re:coded“ der Umfang etwas enttäuschend aus. Geübte Schlüsselschwertschwinger können das Spiel locker in unter 15 Stunden abschließen. Dann warten zwar noch zusätzliche Systemkern-Abschnitte sowie eine Reihe von Bonus-Sektionen in der Arena des Olymp samt Bonus-Bosse auf euch, doch damit lassen sich bestenfalls noch einmal zehn Stunden aus der DS-Karte holen. Es sei denn, man ist auf die Ingame-Trophäen und damit auch das traditionelle geheime Ende aus. Die Bedingungen für manche Trophäen sind nämlich alles andere als kinderleicht.
Multiplayer:
Die Mehrspieler-Komponente beschränkt sich auf kleinere Spielereien. Ähnlich wie bei „Nintendogs“, „The World Ends with You“ oder „Dragon Quest IX“ könnt ihr über den Zufallsbegegnung-Modus Daten anderer Spieler empfangen. Darunter fallen deren erstellte Avatare sowie Ebenen für einen speziellen Systemkern, über den ihr neue Avatar-Gegenstände und Objekte für das Hauptabenteuer freischalten könnt. Eine nette Geste, mehr allerdings nicht.
Fazit:
Wo „358/2 Days“ über weite Strecken unter Missions-Monotonie und einer eher schleppenden Handlung litt, überzeugt das Handyspiel-Remake „Kingdom Hearts Re:coded“ auf nahezu ganzer Linie. In jeder Welt - nicht zu vergessen, den vielen Bosskämpfen - überrascht euch das Spiel mit kleinen Besonderheiten wie 2D-Jump 'n' Run-Sequenzen oder Shoot'em up-Abschnitten. Langeweile kommt hier so schnell keine auf. Schade nur, dass deswegen die wenigen Stunden, die die Story in Anspruch nimmt, wie im Flug vergehen und die Nebenaktivitäten mehr in Fleißaufgaben ausarten. Etablierte Serien-Fans werden sowieso zuschlagen, doch auch Freunde von flotten sowie abwechslungsreichen Action-RPGs und Neueinsteiger der „Kingdom Hearts“-Saga können - trotz des etwas mit Spoilern durchzogenen Opening-Videos - ruhigen Gewissens einen Blick in das digitale Tagebuch wagen.
Bekämpft Bugs Mano-a-Mano: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetDS.de
Vielen Dank an Square Enix für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
|
|
|
|

Details
Spielname:
Kingdom Hearts Re:coded
Publisher:
Square Enix
Developer:
h.a.n.d. Inc
Genre:
Action Adventure
Release:
14.01.2011 (erschienen)
Multiplayer:
1-2 Spieler
Altersfreigabe:
Frei ab 6 Jahre
Screenshots:
 ScreenViewer öffnen (39)
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
|